Joerg Farys // Die.PROJEKTOREN
Veröffentlicht am: 05.08.2021
Der Weg vom Ausnahmezustand in die neue Normalität muss pädagogisch gestaltet werden.
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Neues Schuljahr, neues Glück? Der Weg vom Ausnahmezustand in die neue Normalität muss pädagogisch gestaltet werden. Das war ein Ergebnis der Diskussion mit den Teilnehmenden des Fachgesprächs der Ganztagsschulkoordinator:innen zum Thema „Und plötzlich wieder präsent sein!“ im Mai dieses Jahres.

Gerade nach dieser krisenhaften Zeit sei es die zentrale Aufgabe von Bezugspersonen, Raum und Gelegenheiten zu schaffen, um Ängste und Erfahrungen zu bearbeiten, so der Schulpsychologe Siebert in seinem Input bei der Veranstaltung. Hierfür und erst recht im Sinne der Lernmotivation müsse Nähe hergestellt werden. Es gehe nochmals mehr als zu jedem Schuljahresanfang darum, erstmal wieder in der Schule ankommen zu dürfen und sich gesehen zu fühlen. Das dürfte auch angesichts der kurzen Rückkehr zum Regelbetrieb vor den Ferien gelten. Es gilt nun also, Räume für den Austausch über negative wie positive Erfahrungen während der Pandemie sowie für das Erleben von Gemeinschaft zu schaffen.

Oft, so die geteilte Meinung des Referenten und der Teilnehmenden, stehe hingegen das Aufholen von Lernrückständen im Fokus. Dadurch erhöhe sich der Druck auf die Lernenden, was kontraproduktiv sei. Um die Motivation der Schüler:innen zu stärken, braucht es zwar herausfordernde, aber durch Engagement erreichbare, individuelle Lernziele.

Um hierüber mit den Schüler:innen ins Gespräch und (wieder) in eine gute Beziehung zu kommen, sind alle Akteursgruppen gefragt: Lehrkräfte, Erzieher:innen und Sozialpädagog:innen des multiprofessionellen Kollegiums können in den einzelnen Bildungselementen über den ganzen Tag – Unterricht, Arbeitsgemeinschaften, Projekte, Pausen, beim Mittagessen etc. – vor allem zu Beginn des Schuljahres Zeiten und Gesprächsanlässe für einen bewussten Start, das Ankommen und die Stärkung der Einzelnen und der Lerngruppen- und Schulgemeinschaft reservieren. Dies kann bspw. unterstützt werden durch Verabredung eines klar eingegrenzten benotungsfreien Zeitraums und eine transparente Kommunikation von Erwartungen (vgl. SIBUZ 2020).

Wie nun ausgehend von den Erfahrungen, die sowohl Erwachsene als auch Kinder und Schüler:innen gemacht haben, in Zukunft Schule gestaltet werden soll, kann ein zukunftsgerichteter Anlass für einen produktiven Austausch sein. Um das Selbstwirksamkeitserleben der Kinder und Jugendlichen zu stärken und nicht gleich in die schulalltäglichen Routinen abzubiegen, eignen sich ggf. Projekttage zu Beginn des Schuljahres.

Eine Stellschraube auf dem Weg zu einem bewussten Neustart kann eine gezielte Kooperation der pädagogisch beteiligten Erwachsenen (Lehrer:innen, Sozialpädagog:innen, Inklusions-/Sonderpädagog:innen, Erziehrer:innen, Eltern & Erziehungsberechtigten) bspw. durch die Planung des Schuljahresstarts sein. Vielleicht gibt es an Ihrer Schule ein Krisenteam, das seine Arbeit intensivieren und einen Arbeitskreis für Schüler:innen mit sozial-emotionalen Auffälligkeiten einberufen könnte.

Entlastend und hilfreich kann es sein, in mancher Situation die Schulstation und/oder die schulpsychologische Expertise hinzuzuziehen. Hier kann das SIBUZ unterstützen. Es lohnt sich, die/den zuständige/n Schulpsycholog:in für Ihre Schule zu erfragen und per Mail Kontakt aufzunehmen.

Eine Broschüre des SIBUZ Steglitz-Zehlendorf aber auch das Corona-Bilanzierungstool der DKJS geben gute Anregungen, wie Sie sich auf den Schulstart vorbereiten können. Wenn Sie weiteres zu diesem Thema lesen möchten, empfehlen wir den Titel „Zurück zum Schulalltag – aber wie?” (Karutz 2020, v.a. 56ff., 63ff.).